Tag 062, Perm, Russland

Ich schlafe fast immer bei offenem Fenster. Aber: mir wurde in der Nacht kalt, wurde wach. Also Fenster zu, Heizung an. Und dann: Ich habe kapituliert!
Und das ist der Grund:
Also vor der Abfahrt zum Auto und Winterstiefel geholt. Eiskalter Wind draußen.

Vorher das Frühstück, habe noch nie ein so gefärbtes Omlette gesehen. Hat auch so geschmeckt. Was ich nicht gerne mache – aber hier musste die Toilette ran….

Kam noch ein Kaffee dazu

Wollte gerade los, klopfte es. Eine nette Frau hielt mir ein Handy hin. Es war der Mann von gestern. Er versuchte mir klarzumachen, dass ich 2 Stunden warten solle – Eis auf den Straßen. Nach einer Stunde machte ich mich auf den Weg, die Straßen waren teilweise sogar trocken. Aber ständig Schneegriesel.
Halb 2 im Hotel angekommen, freute ich mich, noch pünktlich angekommen zu sein. Das hat folgenden Hintergrund: In meinem Schützenverein sind 2 sehr liebe Mitglieder, die in den 80er Jahren in der Nähe von Perm an der Trasse gearbeitet haben. DDR-Bürger halfen beim Bau einer Erdgasleitung, die bis in die DDR ging. Da haben sie Alexander und seine Frau kennen gelernt. Und diesen Alex wollte ich an der Kreuzung meiner „Hotelstraße“ und seiner „Wohnstraße“ treffen. An der Rezeption sagte mn mir, er hätte eine Nachricht hinterlassen: Ich solle ihn anrufen, war mir mit meinem Handy nicht gelang. Die Rezeption erledigte das für mich. 5 Minuten später traf er ein. Begrüßung, Planung. Er spricht nahezu perfekt Deutsch. Aufbruch, mein 1. Mittagessen auf dieser Reise – Zander.
Altstadt von Perm

Hinter mir die Kama

Dannin eine Kirche, völlig eingerüstet. Drinnen Gemäldegalerie. Die Sanierung beginnt, wenn die Bilder eine neue Heimat haben. Soll bald soweit sein.
Meine ersten 3 Original – Repins

Das Inner der Kirche ist total verbaut, hinter der Wand der Altar, der 23 m (!) hoch ist!
Schwer vorstellbar – erste Etage
die 2.
die 3.

Hier eine eizigartige Ausstellung: kirchliche Holzfiguren – unesco-Weltkulturerbe. Ich war verblüfft, bis ich den Hintergrund hörte: Die orthodoxen Kirchen strotzen ja geradezu von Ikonen. Nur hier in der Gegend um Perm gab es einen Sonderfall – Holzfiguren. Und in den 20er Jahren wurden viele Kirchen von den Bolschewiken zerstört oder verfielen. Und da gab es einen Retter, der Speditionen anheuerte und diese Dinge sicherte. Immer mit dem Hinweis, das sei Russische Kunst und damit kam er bei den neuen Machthabern durch.
Sitzender Jesus im Gefängnis

Fotoausstellung:
In dem Dorf, einige 100km nördlich von Moskau, leben 2 (in Worten:zwei!) Menschen
Auf dem unteren Foto kann man mit etwas Mühe vor dem linken Haus, dessen Giebel man sieht, einen kleinen Punkt erkennen – ein Telefon! Ein Gesetz hier sagt, dass jedes Dorf ohne Internet solch eine Verbindungsmöglichkeit haben muss. Batterie und dann Satelitentelefon.
Moschee

nicht gerade attraktiver Platz, aus Sowjetzeiten

Alexander war ein erstklassiger Stadtführer, mit fast beängstigend vielen Kenntnissen über Deutschland. Und dann: Er: Um halb 8 Abendessen? Ich: O.K. Ich bezahle. Er: Hier sind Sie mein Gast, in Berlin laden Sie mich ein. Ich: ok.
In ein ukrainisches Restaurant. Ich: Ich denke um halb 8 wollen wir essen. Er: Es ist halb 8. Und dann stellte sich heraus: Die nächste Zeitzone. Hatte mich gestern schon gewundert, mein Handy hat sich automatisch umgestellt. Ich dachte an einen Fehler und korrigierte mein Telefon.
Und dann wurde mir klar: Mein Frühstück stand eine Stunde auf dem Küchentisch! Und vielleicht tue ich der Omlette-Zubereiterin Unrecht? Und dann kam ich auch eine Stunde zum Treffen mit Alexander zu spät, von dem ich glaubte, es noch geschafft zu haben. Pustekuchen. Hier wird es Mitte April um 21 Uhr dunkel. Kein Wunder, dass die Russen die Sommerzeit dieses Jahr abgeschafft haben. Kaum vorstellbar, hier jetzt noch Sommerzeit.
Perm ist eine hübsche Stadt, leider wurden und werden viele Holzhäuser abgerissen.
Borschtsch beim Ukrainer